4. Buch (4.Phase)

Pubertät --> 2. Geburt. „Das ist die zweite Geburt“ (ROUSSEAU 1993, S.211)

„Wir werden sozusagen zweimal geboren: einmal, um zu existieren, das zweite Mal, um zu leben; einmal für die Gattung und einmal für das Geschlecht“ (ROUSSEAU 1993, S.210)

„Wie das Meeresgrollen den Sturm ankündigt, so kündigt sich diese stürmische Umwandlung durch das Raunen der erstarkenden Leidenschaften an: eine dumpfe Gärung zeigt nahende Gefahr an“ (ROUSSEAU 1993, S.210).

 „In diesem Zeitraum, in dem gewöhnlich die Erziehung abgeschlossen wird, beginnt unsere erst richtig“ (ROUSSEAU 1993, S.211).

     In dieser Phase muss Emile lernen, ein „Moralwesen“ zu werden

 

>     Es ist Zeit, die Methode zu wechseln!

„Wollt ihr Ordnung und Zucht in die keimenden Leidenschaften bringen, verlängert den Zeitraum, in dem sie sich entwickeln, damit sie sich der Reihe nach ordnen können“ (ROUSSEAU 1993, S.219).

„Womit die Kindheit sich beschäftigt, hat wenig Bedeutung. Das Übel, das sich einschleicht, kann geheilt werden; und das Gute, das man erreicht, kann auch später kommen. Anders ist es aber in dem Alter, wo der Mensch wirklich zu leben beginnt. Diese Zeit dauert niemals lang genug für all das, was darin gemacht werden soll. Sie ist so wichtig, daß sie eine unablässige Aufmerksam erfordert. Darum dringe ich so sehr auf die Kunst, sie zu verlängern. Eines der besten Mittel einer wirklich guten Bildung ist, alles so lang wie möglich hinauszuzögern. Bemüht euch um langsame und sichere Fortschritte. Verhindert, daß der Jüngling zum Mann wird, wo ihm nichts anderes mehr zu tun übrig bleibt, als es zu werden“ (ROUSSEAU 1993, S.235).

Das Curriculum der Pubertät (zur Verlängerung der Unschuld):

>     BESCHÄFTIGUNGSPOGRAMM (er darf keine Zeit haben, um auf „schlechte“ Gedanken zu kommen („Quatsch“ zu machen). Die Leidenschaften entfachen dürfen nicht entfachen)

 

Der Zögling (/Emile) darf nie alleine sein

>     Arbeiten, Unterricht, Belehrung, „Ablenkung“ --> rundum Beschäftigung

     

 

      Verlängerung der Unschuld = Kein Ausleben der Pubertät!

>   Doppelstrategie

>   (negativ:) 1. Fernhalten von allem was Emile gefährlich werden kann

>   (positiv:) 2. Schulung der Moral, des Geistes und des Körper

    ihn u.a. in (Streit-)Gespräche verwickeln, Gespräche die in interessieren

 

Emile wird in zwei Dingen geschult

>     Mit Emotionen konfrontieren (Gefühl –Mitleid erregen)

>     Geisteswissenschaftliche Kenntnisse etc. (Gedächtnis)

  • Emile wird auf die Gesellschaft (/das Leben in der Gesellschaft) vorbereitet (vgl. ROUSSEAU 1993, u.a. S.361ff)
  • Geisteswissenschaftliche Kenntnisse, Geschichte (vgl. ROUSSEAU 1993, S.242ff), Religion (vgl. ROUSSEAU 1993, S.269ff), Kunst, Literatur, Ästhetik – soll Geschmack entwickeln, andere Sprachen --> das letzte, was er „schulisch“ lernen soll/ letzte Phase des Unterrichts
  •  Zudem schult Rousseau Emile ebenfalls im Punkto Sozialverhalten, moralische Entwicklung, Gefühle, Taktgefühl, Menschenkenntnis, Geschmack (vgl. ROUSSEAU 1993, S.367ff)
  • Emile soll gegenüber dem schlechten gesellschaftlichen Einfluss „immun“ gemacht werden. 
  • Es soll alles Tun moralisch reflektieren.
  • Emile soll Menschenkenntnis erlangen (vgl. ROUSSEAU 1993, S.241)
  • Moralische Erziehung = (vgl. ROUSSEAU 1993, u.a. S.335) = Empfindsamkeit (Gefühle) und Mitleid schulen, Mitleid entfachen/ausbilden, Diskussionen, Predigten halten 
        >      Durch die „moralische Erziehung
             (Fabeln
(vgl. ROUSSEAU 1993, S.255f), Streitgespräche, Beispiele die Mitleid entfachen etc.)


„Um mitfühlend und mitleidig zu werden, braucht ein Kind nur zu wissen, daß es andere Menschen gibt, die leiden, was es gelitten hat, die Schmerzen, von denen es sich vorstellen kann, daß sie daran leiden“ (ROUSSEAU 1993, S.224).

„Dieses jugendliche Feuer ist aber nicht nur kein Hindernis für die Erziehung, es vervollkommnet und vollendet sie sogar. Gerade dieses Feuer gibt euch eine Macht über das Herz des jungen Menschen, wenn er aufhört, schwächer zu sein als ihr. Seine erste Neigung ist der Zügel, mit dem ihr ihn lenken könnt“ (ROUSSEAU 1993, S.236).

 

     Werken, Arbeit, Körperertüchtigung

--> Durch Arbeit zügeln (vgl. ROUSSEAU 1993, S.219)

„Lektüre, Einsamkeit, Müßiggang, verweichlichte und sitzende Lebensweisen, Umgang mit Frauen und mit jungen Leuten, das sind die gefährlichen Pfade für sein Alter, die ihn ständig neben den Abgrund halten. Ich überliste seine Sinne durch andere sinnvolle Gegenstände; ich lenke seinen Geist von dem Lauf ab, den er nehmen möchte, indem ich ihm eine andere Richtung gebe: ich halte die Phantasie auf, indem ich seinen Körper schwerer Arbeit unterwerfe. Wenn die Hände hart schaffen, ruht die Phantasie; wenn der Körper müde ist, bleibt das Herz kalt“ (ROUSSEAU 1993, S.342f).

 

 

„Ich komme also auf meine Methode zurück und sage: Wenn das kritische Alter naht, dass bietet den jungen Leuten Unterhaltung, die sie zurückhalten, und nicht Unterhaltung, die sie erregen. Lenkt die erwachsene Phantasie durch Dinge ab, die die Tätigkeit der Sinne eindämmen, statt sie zu entflammen. Haltet sie fern von den großen Städten, wo der Putz und die Zuchtlosigkeit der Frauen die Lehren der Natur beschleunigen und ihnen zuvorkommen, wo alles unter ihren Augen Genüsse anbieten, die sie erst dann kennen dürfen, wenn sie fähig sind, selber auszuwählen. Bringt sie in ihre ersten Wohnorte zurück, wo sie die Leidenschaften ihres Alters in der ländlichen Einfachheit weniger rasch entwickeln“ (ROUSSEAU 1993, S.233f).

 „Während der Körper wächst, bilden und entwickeln sich die Lebensgeister, die dazu bestimmt sind, Blut Balsam und den Muskeln Kraft zu geben. Laßt ihr sie einen anderen Weg machen, so wird das, was zur Vervollkommnung des Individuums bestimmt ist, zur Bildung eines anderen verwendet und beide bleiben schwach und das Werk der Natur unvollkommen. Die geistigen Funktionen werden ebenfalls gestört“ (ROUSSEAU 1993, S.235). <--> Aufklärung

 

Manush Bloutian

 

 

 

 

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